Wie wir unsere ADHS/ADS Kinder unterstützen können

Kennst du diese Situationen?

• Dein Kind kommt nach Hause und hat keinen Plan, welche Hausaufgaben es zu erledigen gibt. Falls es den Plan hat, dann hat es bestimmt das entsprechende Buch nicht mit dabei.
• Es regnet und du suchst die Regenjacke deines Kindes, aber die ist nicht mehr da. Verloren. Schon zum 3. Mal dieses Jahr!
• Du sagst etwas zu deinem Kind, aber es bekommt es nicht mit. Auch nicht, wenn du rufst.

In Gehirnscans von ADHS Kindern kann man beobachten, dass ihr präfrontaler Kortex weniger durchblutet ist und ein kleineres Volumen hat als derjenige gleichaltriger neurotypischer Kinder (Kinder ohne ADHS). Der präfrontale Cortex ist verantwortlich für die Aufmerksamkeitslenkung, für das Selbstmanagement und für das Arbeitsgedächtnis.

Oft bekommen unsere ADHS Kinder zu hören, warum sie dieses und jenes noch nicht können und manchmal ist es tatsächlich zum verzweifeln mit ihnen.

Mir hilft es zu verstehen, dass ihr Gehirn anders funktioniert und dass es entwicklungsverzögert ist. Das bedeutet, dass ich mit meinem ADHS Kind tatsächlich mehr Geduld und auch Training brauche, bis gewisse Abläufe automatisiert sind.

Da das Belohnungszentrum für längerfristige Belohnung auch im präfrontalen Kortex ist, haben diese Kinder oft keinen Zugriff darauf. Es nützt nichts, wenn wir ihnen sagen, dass sie das für später brauchen und dass sie lernen müssen um gute Noten zu haben. Sie haben schlicht keinen Zugriff auf dieses Belohnungssystem, denn es ist viel zu weit weg. Deshalb brauchen sie unmittelbare Rückmeldung und kurzfristige Belohnungen. Das kann einfach sein, dass ich sehe, wie sich mein Kind bemüht und das zum Ausdruck bringe. Oft lege ich den ADHS Kindern eine Himbeerstrasse auf den Tisch um ihre Hausaufgaben zu bewältigen, damit sie nach jeder Aufgabe eine Himbeere essen können und so auch sehen, wie der Weg kleiner wird. Früher war es die Kleiderstrasse. Aus einer unliebsamen Tätigkeit wurde plötzlich ein Spiel: ich bewege mich durch die Strasse und plötzlich bin ich angezogen.

Im heutigen Lehrplan mit viel Fokus auf die Selbstorganisation im Lernen sind die ADHS Kinder besonders herausgefordert. Es wird den ganzen Tag etwas von ihnen verlangt, was sie einfach nicht gut können und das auch noch unverschuldet. Währenddem der neurotypische Banknachbar bereits in die Aufgaben vertieft ist, sucht das ADHS Kind immer noch sein Buch und seine Stifte zusammen und versucht sich zu orientieren. Das heisst, dass genau diese Kinder dann mit mehr Hausaufgaben nach Hause kommen. Dann ist der Frust komplett und den bekommen dann wir zuhause ab. Völlig aus dem nichts rastet unser Kind aus. Was es in der Schule alles an Frust wegstecken musste, können wir nicht ahnen und deshalb ist es auch einfach schwierig Verständnis dafür aufzubringen.

Was unseren Kindern wirklich hilft, ist

• wenn wir ihre Hausaufgabenzeit beschränken und ihnen eine unmittelbare Rückmeldung dazu geben.
• wenn wir sie nicht vergleichen, schon gar nicht mit jüngeren Geschwistern oder den Kollegen.
• wenn uns bewusst ist, dass ihr Hirn anders funktioniert und sie einfach in gewissen Dingen entwicklungsverzögert sind. Es wird besser mit der Zeit:) auch das mit den Wutausbrüchen.
• wenn wir ihnen immer wieder sagen, was wir an ihnen schätzen und was ihre Stärken sind- davon gibt es nämlich viel. z.B  ihre Kreativität, ihr ausgeprägtes visuelles Vorstellungsvermögen, ihre feinen Antennen, ihre Hilfsbereitschaft, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre Neugier.

Ich wünsche uns viel Geduld mit unseren ADHS Kindern. Sie sind besonders beziehungsorientiert und werden es uns danken, wenn wir Empathie und Verständnis für sie haben.