Was Lernen mit unserem Selbstwert zu tun hat

Nov 14, 2023

Als wäre es gestern gewesen, erinnere ich mich noch immer glasklar daran, wie schwierig mir das Englisch am Anfang der Sek gefallen ist. Ja, ich stamme aus einer Zeit, in der man Englisch erst in der Oberstufe lernte. Obwohl mir Deutsch und Französisch leicht fielen, fand ich den Zugang zu dieser Sprache einfach nicht. Es war, als ob eine Türe zu wäre mit der Aufschrift: "Ich kann das nicht." Natürlich bestätigte sich diese Annahme auch bald in den Noten. Zum Glück reagierten meine Eltern sehr schnell und schickten mich zu einer englischen Lady, die in wenigen Sitzungen meine Türe öffnete- zuerst einen Spalt breit, dann etwas mehr und sobald sich der Erfolg auch in den Noten einstellte, war sie definitiv wide open. Am Gymi gehörte Englisch zu meinen Lieblingsfächern und nach der Matura verbrachte ich 2 Jahre in England, weil ich Freuer für diese Sprach gefangen hatte. 

Seitdem ich mich als Lerncoach mit dem Hirn beschäftige, verstehe ich auch aus wissenschaftlicher Sicht, weshalb uns Dinge verschlossen bleiben, die uns nicht interessieren, oder von denen wir glauben, dass sie zu schwierig für uns sind. Unser Gehirn lernt nämlich nur, was mit positiven Gefühlen verbunden ist und uns persönlich wichtig erscheint. Das ist der Grund, weshalb Vokabeln einfach nicht in den Kopf reinwollen, wenn das Kind Widerstand gegen die Fremdsprache verspürt. Die gute Nachricht ist, dass unser Gehirn lernfähig und veränderbar ist. Kinder können ihre Widerstände ablegen, wenn sie verstehen, dass sie damit vor allem gegen sich selber arbeiten. Vor allem bei Kindern in der Primarschule geschieht dieser Paradigmenwechsel sehr schnell und die geschlossene Türe kann aufgestossen werden. Es gehört zu meinen Privilegien als Lerncoach, dass ich diesen Prozess immer wieder begleiten kann. Ein Kind, welches erlebt, dass es zu allem fähig ist, anstatt unbegabt oder unfähig zu sein, richtet sich innerlich auf und ist kaum mehr zu bremsen. 

Im Lachen und Lernen setze ich mich täglich dafür ein, dass Kinder erleben können, wie ihre Gedanken über sich selbst und den Lernstoff direkten Einfluss auf ihren Erfolg haben. Wir arbeiten daran, dass nicht  zielführende Glaubenssätze ersetzt werden können. So reifen Kinder heran, die sich stark fühlen und ihre Kraft für ihre Ziele nutzen können im Wissen, dass sie "es können."

Als Eltern hilft es, wenn wir unseren Kindern immer wieder zusprechen, dass sie fähig sind und ihnen helfen, die unbezwingbaren Berge zu meistern, indem wir sie in kleine, erreichbare Etappenziele runterbrechen. Wie kann das Kind ein kleines, positives Erlebnis in diesem Fach machen? Vielleicht hilft ein gemeinsames Filmerlebnis in der Zielsprache, oder ein Comic, oder einfach ein Abfragen und zusammen möglichst lustige Eselsbrücken bauen. Es braucht oft gar nicht viel und begleitet zu werden, ist geteiltes Leid und wiegt nicht mehr so schwer.