Die Aufnahmeprüfung steht vor der Türe- wie Angst dich befähigen kann
Feb 06, 2024Immer wieder begegne ich in meinen Coachings dem Thema Prüfungsangst und der Wunsch der Kinder und Jugendlichen ist immer derselbe: Hilf mit, dass es weggeht. Diese Angst darf nicht da sein. Etwas stimmt nicht mit mir.
Wie wenn es gestern gewesen wäre, erinnere ich mich an meine Abschlussprüfung in Geschichte über die Römer an der Uni Zürich. Geschichte war für mich einfach ein notwendiges Übel um das phil I Seklehrerdiplom zu bekommen. Ich versuchte mir wirklich all diese Cäsaren und ihre dazugehörigen Jahreszahlen in den Kopf zu bringen, aber es interessierte mich einfach nicht. Wen erstaunt es, dass ich an der mündlichen Prüfung dann ein Blackout hatte? Ich wusste plötzlich einfach nichts mehr und die 20min Prüfung fühlten sich an wie eine Ewigkeit.
Blackout entstehen dort, wo wir ein Fach innerlich ablehnen und uns sagen: "Ich kann das einfach nicht!" Aus der Gehirnforschung wissen wir, dass weniger Botenstoffe für die Übertragung von einer Nervenzelle zur anderen ausgeschüttet werden, wenn wir einer Sache keine Bedeutung beimessen. Mit meiner Abneigung der Geschichte gegenüber hatte ich also meinem Gehirn schon einmal den Impuls gegeben, den Stoff nicht weiter zu verarbeiten.
Dann kommt oft nach Angst dazu beim Lernen. "Ich müsste das nun lernen, aber ich kann es einfach nicht!" Wenn Angst im Lernprozess im Spiel ist, dann reagiert unser Hirn mit Flucht oder Starre. Es ist so beschäftigt aus dieser Angst rauszukommen, dass es sich alles mögliche ausdenkt um einen plausiblen Grund zu finden, warum das Lernen verschoben werden sollte.
Nun hatte ich also Abneigung und zu wenig gelernt für die Prüfung. Ich fühlte mich nicht bereit den Experten gegenüber zu treten und es war nicht erstaunlich, dass mein Gehirn überfordert war und seinen Dienst verweigerte. Insofern ist ein Blackout nicht einfach etwas, das uns völlig aus dem Nichts trifft, sondern es gibt meist klare Vorzeichen. Ich hatte z.B nie ein Blackout in meinen Lieblingsfächern, weil ich gerne dafür lernte und auch keine Angst mich begleitete.
Nun ist es aber so, dass uns Angst ja eigentlich zu Höchstleistungen befähigen möchte, indem Adrenalin ausgeschüttet wird und unser Herz wie wild pocht um möglichst viel Sauerstoff in unsere Muskeln und Organe zu transportieren. Unsere Steinzeitvorfahren brauchten dies um vor einem wilden Tier zu flüchten, oder um mit ihm zu kämpfen.
Wenn wir unsere Angst kennenlernen, dann wissen wir, welche körperlichen Symptome sie auslöst: Oft gehört dazu eine Enge in der Brust, feuchte oder zittrige Hände und vielleicht auch ein Gefühl von Schwindel.
Dann ist es wichtig, das anzuerkennen. Es macht einen grossen Unterschied, ob ich mir sage: "Oh weh, ich zittere! Niemand wird meinen Aufsatz lesen können! Ich werden gleich in Ohnmacht fallen. Es ist so schlimm!" Oder, ob ich meine Angst kenne und mir innerlich zusprechen kann: "Ich kenne dieses Gefühl! Es darf da sein. Es hilft mir, meinen Kopf mit genügend Sauerstoff zu versorgen, damit ich gut denken kann. Ich konzentriere mich nun einfach auf die Aufgabe und die Angst wird irgendwann wieder nachlassen.
Wenn ich z.B schon beim Lernen merke, dass ich immer von Angst begleitet werde, dann ist es wichtig, diese Angst anzunehmen. Ängste, die nicht sein dürfen, oder die ignoriert werden, werden grösser und überfallen uns dann am Tag der Prüfung sozusagen aus dem Hinterhalt, obwohl sie sich schon lange angekündigt haben.
Wenn du Angst vor der Prüfung hast, dann kannst du nun wunderbar damit arbeiten, denn Angst wird kleiner, wenn wir uns ihr stellen. Stell dir innerlich die Prüfungssituation immer wieder vor und erlebe die Angst. Du kannst dich begleiten, indem du sagst: "Ich habe Angst und es ist ok. Ich mache mich nun mit ihr vertraut, damit ich sie ganz gut kenne. So kann sie mich auch am Tag der Prüfung begleiten, ohne mich zu übermannen. Aber glaube auf gar keinen Fall dem Argument der Angst, dass es besser ist, wenn du dich ablenkst und aus der Lernsituation rausgehst. Du erfährst dann zwar eine kurze Befreiung, aber das Gefühl der Angst nimmt zu.
Ich wünsche dir Mut, dich deinen Ängsten zu stellen und die Angst am Tag der Prüfung als liebevollen Begleiter mitzunehmen, der dir zu besseren Leistungen verhilft.